Zuerst verschwindet der Knorpel – später das Gelenk … muss nicht immer so sein!

Knorpel – was ist das, woraus besteht er, wie kann man ihn schützen?
Eine Knorpelschicht hat (fast) jedes Gelenk. Knorpel besteht nur zu 5% aus Zellen, die säulenförmig angeordnet sind, zu 20-40% aus Kollagen (eine Art Bindegewebe) und Glycosaminoglycanen (das sind Zucker-Eiweiß-Verbindungen, z.B. bekannt ist Hyaluronsäure) und bis zu 60% Wasser (gebunden an die beiden vorgenannten Bestandteile). Belastet man den Knorpel zu gleichförmig, ohne ihn dazwischen wieder zu entlasten durch z.B. langes Stehen ohne Bewegung, Beinfehlstellungen (unkorrigierte X- oder O-Beine) verliert er auf Dauer Wasser, das Bindegewebe zerfällt und schließlich auch die Zellen. Erst dann tut es weh, weil der Knochen schmerzt, der Knorpel besitzt keine Blut- und Nervenversorgung. Ernährt wird der Knorpel von der Gelenksflüssigkeit, die die Gelenkskapsel produziert. Damit ist auch schon klar, dass es dem Knorpel besser geht, wenn das Gelenk bewegt wird. Dann wird der Knorpel besser ernährt, und es werden nicht immer dieselben Stellen belastet.

Auch die Zufuhr von Knorpelgrundsubstanzen wie vor allem Chondroitin und Glucosamin als Nahrungsergänzung hat hier seinen Platz. Ich kenne einige Klienten aus meiner Praxis, die mit täglicher Einnahme von Gelatine die Alterung ihrer Gelenksknorpel erfolgreich bremsen. Wem das nicht so erstrebenswert erscheint oder nicht seine Sache ist, es gibt genug „Gelenksschutzkapseln“ am Markt (von 20 EUR bis über 80 EUR/Monat)! Diese Präparate kann man zyklisch anwenden, also immer 2-3 Monate und dann wieder Pause, oder auch in geringerer Dosierung auf Dauer.

Das Altern des Knorpels lässt sich natürlich nicht ganz verhindern, aber die Art des Alterns gestalten: durch gelenksschonende Bewegungs(sport)arten wie Radfahren, Ergometertraining, Nordic Walking und Wassergymnastik. Wenn man immer schon Tennis, Golf, Tischtennis gespielt oder regelmäßig Ski- oder Reitsport betrieben hat, soll und darf damit auch fortfahren, wenn seine Gelenke/Knorpel zu schmerzen beginnen! Dann ist nämlich doch passiert, was nicht ganz zu verhindern ist: der Knorpel ist gealtert, seine Qualität hat sich verschlechtert und daraus wurde dann als Reaktion eine Entzündung. Da ist dann eine Behandlung nötig. Zuerst mit Salben (wenn man sie, sofern erlaubt, regelmäßig und auch mehrmals am Tag anwendet, helfen sie!), kurzfristig – also nur einige Tage – entzündungshemmende Medikamente (sogenannte NSAR) und dann eventu- ell über den FA (Orthopäde oder auch Unfallchirurgen) „Aufbauinjektionen“ ins Gelenk (Hyaluronsäure, „aktiviertes“ Blutplasma und ähnliches). Das alles hilft Ihrem Knorpel, Ihren Gelenken aber nur, wenn Sie in Bewegung bleiben oder unter entsprechender Beratung über Physiotherapeuten damit beginnen!

Wenn Sie dem Schmerz nachgeben, keine Bewegung mehr machen, baut nicht nur der Knorpel weiter ab, sondern auch die stützende Gelenksmuskulatur! Damit entsteht weitere (Fehl)Belastung für Knorpel und Knochen im Gelenk und die Spirale von Altern-Qualitätsverlust des Knorpels – Entzündung dreht sich weiter – nach unten. Meist kommt es auch noch zu einer Gewichtszunahme! Am Ende der Spirale steht dann die Operation, der Gelenksersatz, die Prothese. Je später diese Operation nötig wird, desto besser, also lieber obige Bemühungen intensivieren!

Fairerweise ist am Ende dieses Artikels zu erwähnen, dass es etliche Krankheiten gibt, wo Knorpel/Gelenkszerstörungen nicht völlig verhinderbar sind (Erkrankungen wie Rheuma, Schuppenflechte, frühere Brüche im oder rund um das Gelenk, und vieles mehr)! Dann ist eine Behandlung der Grundkrankheit vorrangig! Aber gelenkschonende Bewegung (ev. unter fachlicher Anleitung) ist immer von Vorteil!