Eher Vergesslichkeit oder doch Verdacht auf Alzheimerdemenz?

Mist, jetzt hab ich das wieder vergessen! (eher Vergesslichkeit?)
Äh, das fällt mir gerade nicht ein! (Verdacht auf Alzheimerdemenz?)

Nun jetzt beruhigen Sie sich gleich wieder, auch wenn Sie öfter den zweiten Satz sagen müssen! Denn Morbus (lat. für Krankheit) Alzheimer, Alzheimerdemenz oder auch Demenz vom Alzheimertyp (DAT) sind glücklicherweise seltener als sie im Sprachgebrauch genannt werden. Während Vergesslichkeit früher oder später jeden betrifft. Ich möchte im Weiteren ein wenig die Unterschiede herausarbeiten, wobei aber Mischformen sehr häufig anzutreffen sind.

Zuerst zum „Alzheimer“ oder auch verharmlosend „Alzi“ genannt:

Die Krankheit wird verursacht durch fehlerhafte Ablagerung von Eiweißstoffen in den Hirnzellen, was im Mittel innerhalb von sieben Jahren zu einem vollkommenen zuerst geistigen und dann auch körperlichen Verfall führt. Es besteht eine gewisse Häufung in Familien, aber nicht zwingend. Zu Beginn treten Fehlleistungen vor allem bei komplexeren (dh miteinander gedanklich verbundenen) Aufgaben auf (Bankgeschäfte, Orientierung an fremden Orten, Gehen und Sprechen gleichzeitig, Kochen, etc.) sowie Kurzzeitgedächtnis und Lernvermögen. Auch der Sprachschatz leidet; wenn der Betroffene es selber bemerkt, versucht er meist zu überspielen (siehe oben: das fällt mir gerade nicht ein!). Später kommen „Verlegungen“ (Gebiss liegt nicht im Bad, sondern im Wandschrank, Geld im Ofen, etc) dazu, wobei der Erkrankte die Urheberschaft stets abstreitet. Bei fortgeschrittener Erkrankung erkennt der Erkrankte dann auch engste Familienmitglieder nicht mehr. Dann bestehen meist auch schon Störungen der Feinmotorik (Schreiben, Zeichnen, oder auch Knöpfe zumachen). Die Stimmung ist meist gut, je nach Befall der Hirnregion können aber auch aggressive Verhaltensweisen auftreten. Bisherige Medikamente können den geistigen Verfall bestenfalls bremsen, aber nicht verhindern. Die Diagnose sollte nur ein Facharzt stellen, das ist wichtig für die Verordnung von Medikamenten. Oftmals fallen Veränderungen im Verhalten des Erkrankten Angehörigen früher auf als den Betroffenen selbst.

Insgesamt eine wirklich schwere und bis jetzt unheilbare Erkrankung – also nicht, wie oft gehört, leichtfertig sagen: „Ich glaub, ich hab schon die Alzheimer (den Alzi)!“ …

Zur Vergesslichkeit, wesentlich harmloser, aber ebenso behindernd und jeden betreffend:

Gleich am Anfang – vergessen tun wir alle was, das ist gut so, das schützt uns und unser Leben. Unser Hirn ist wie ein Computer mit einem gewissen Arbeitsspeicher, wenn der voll ist, dann fliegt was raus, was nicht in einem anderen Speicher auch ist. Und unser Hirn sucht sich halt irgendwas aus, das kann sich als gerade das Falscheste herausstellen, das ärgert dann! Jeder kennt folgendes: Man schreibt sich einen Einkaufszettel und vergisst ihn zu Hause, aber dadurch, dass man es aufgeschrieben hat, bringt man meist alles nach Hause. Oder: Es fällt einem gerade der Name von jemandem nicht ein, je mehr man grübelt, desto weniger, also lieber was anderes machen, und pling! fällt einem der Name ein. Superding unser Gehirn! Daher sollten wir es hegen und pflegen – und damit sind wir bei den Ursachen für Vergesslichkeit, und da gibt es viele beeinflussbare: Flüssigkeits-, Eisen-, Vitamin B-, Schilddrüsenhormonmangel, Durchblutungs-, Nieren-, Herzfunktionsstörungen, aber auch zuviel Alkohol, zuwenig Schlaf, Stimmungstief bis hin zur Depression (sehr häufige Ursache bei Menschen im mittleren Lebensalter!), bestimmte Medikamente (vor allem Chemotherapie bei Krebs) und Angsterkrankungen. Also – glücklicherweise mit wenigen Ausnahmen durchaus behebbare Ursachen, die mit Hilfe der Medizin veränderbar sind! Natürlich außer wie weiter oben erwähnt die Alzheimerdemenz und einige verwandte Abbauerkrankungen des Gehirns. Störungen der Bewegungsfunktionen treten bei „Vergesslichkeit“ praktisch nie auf (außer bei Abbauerkrankungen). Stimmungsveränderungen kommen in Abhängigkeit von der Ursache vor, wenn man allerdings zu viele Dinge vergisst, ist man meist ärgerlich (über sich selbst) und unsere Mitmenschen sind es auch!

Fazit: Solange Sie wieder wissen, was Sie holen wollten, wenn Sie zurückgegangen sind, sind Sie nur vergesslich (weil Ihnen inzwischen was Wichtigeres eingefallen ist – häufigste Ausrede der Männer!). Wenn Sie allerdings nicht mehr zurückfinden, das ist bedenklich!